9 Gründe, warum Babytragen für dein Baby und dich gesund sind

Die meisten Babys beruhigen sich am besten, wenn sie umhergetragen werden, Hautkontakt spüren und den Körpergeruch der Mutter wahrnehmen. Verständlich, wenn sie vorab über Monate 24/7 genau diese Nähe und nichts Weiteres kannten. "Babys sind Traglinge!“ Diesen Satz kennst Du vielleicht und ja in vielen Körperkulturen ist das Tragen des Kindes noch heute die einzige Variante, um gemeinsam einen Weg zurückzulegen. In diesem Blogartikel erfährst Du, welche gesundheitlichen Vorteile Dein Baby und Du von einer Babytrage haben und worauf Du achten solltest, um auch Deine körperliche Gesundheit zu fördern. 

1. Gesunde Hüftentwicklung 

Mit der Erfindung des Kinderwagens haben die Hüftfehlbildungen der Kinder zugenommen. Die Hüftpfanne ist beim Neugeborenen nämlich noch nicht ausgereift und langes Liegen mit gestreckten Beinen führt nachweislich häufiger zu einer Hüftluxation und -dysplasien (Fehlbildungen der Hüftgelenkspfanne). Babys wissen, was Ihnen guttut und ziehen selbst reflexartig ihre Beinchen an und bringen sie damit in eine Hockstellung, wenn sie angehoben werden. Sie bereiten damit den Hüftsitz vor - die Haltung, die das Baby auch in einer Tragehilfe einnimmt. Diese sogenannte Spreiz-Anhock-Haltung kann helfen Hüftfehlstellungen vorzubeugen oder sogar zu behandeln.  

2. Gesunde Wirbelsäule 

Nach der Geburt ist die Wirbelsäule des Babys noch gerundet. Sie streckt sich im Verlauf des ersten Lebensjahres von oben nach unten. Für diesen Entwicklungsschritt braucht es aber einen langsamen Aufbau der Muskulatur. Bis dahin ist es sinnvoll die Rundung der Wirbelsäule zu unterstützen, um die empfindlichen Wirkbelkörper und Bandscheiben des Babys nicht zu überlasten. Durch das Sitzen in einer Anhock-Spreizhaltung wird das Becken des Kindes leicht nach vorne gekippt und damit die Rundung der Wirbelsäule erreicht. Eine Hohlkreuzhaltung ist unbedingt zu vermeiden! 

3. Schaffung von Urvertrauen  

Über neun Monate hinweg wächst das Baby im Mutterleib heran. Mit der Geburt wird diese tiefe Verbindung durchbrochen und es begegnen ihm tagtäglich viele neue Reize, die schnell überfordern können. Durch das Tragen in der Babytrage kann die Nähe zur Mutter, mit ihrer bekannten Stimme, Wärme und Körpergeruch viel Sicherheit geben und die Verbindung auf eine gewisse Art fortführen. Es entsteht ein Vertrauen aus Geborgenheit und Liebe, welches das Urvertrauen fördert, von dem es lebenslang zehren wird.  

4. Starke Mutter-Kind-Interaktion 

Über den engen Kontakt zum Baby in der Trage nimmt die Mutter nicht nur Geräusche des Babys war, sondern kann ganzheitlich, multisensorisch die Signale ihres Kindes frühzeitig erkennen. So können zum Beispiel kleine unruhige Bewegungen oder leise Laute wahrgenommen werden und die Mutter kann darauf reagieren. Es entsteht eine Kommunikation zwischen Mutter und Kind, die die Bindung zwischen Mutter und Kind stärkt und dem Baby Sicherheit bietet.  

5. Förderung der motorischen Entwicklung 

Das Baby sitzt in der Babytrage nicht nur passiv herum. Auch kleine Bewegungen der Mutter führen dazu, dass das Baby in der Trage Ausgleichsbewegungen ausführen muss. Dadurch wird die Muskulatur und der Gleichgewichtssinn des Babys gestärkt. Die wechselnden Bewegungen geben stets neue Impulse, sodass unterschiedliche Muskeln aktiviert werden müssen. 

6. Weniger Koliken 

Insbesondere in den ersten Lebensmonaten leiden viele Babys an Darmkoliken. Man geht davon aus, dass die unzureichende Entwicklung des Magen-Darmtraktes mit dazu beiträgt. Durch die angewinkelte Position der Beine in der Babytrage wird der Bauch entspannt und Gase können leichter aus dem Darm entweichen.  Auch die Körperwärme am Bäuchlein des Babys kann die Schmerzen lindern.  

7. Schonendes Tragen für den Körper 

Je schwerer das Baby wird, desto anstrengender wird es auch für die Mutter das Kind zu tragen. Während der Körper beim Tragen des Babys auf dem Arm oder in der Babyschale in unphysiologische Positionen gebracht wird, die langfristig zu Verspannungen und Schmerzen führen können, wird das Gewicht des Babys durch die Babytrage gleichmäßig auf den Körper verteilt. Einseitigen Belastungen der Hüfte oder Schulter wird so entgegengewirkt.  

8. Psychische Unterstützung 

Es ist bekannt, dass 10-15% aller Frauen nach der Geburt an einer postpartalen Depression erkranken. Oftmals geht damit auch eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung einher. Die Mütter sind sich dessen häufig bewusst und leiden zusätzlich an einem schlechten Gewissen. Begleitend zu einer Behandlung können Sie über das Tragen des Babys in der Babytrage ihrem Kind die körperliche Nähe geben, die es braucht.  

9. Körperliche Fitness 

Viele Frauen freuen sich nach der Geburt darauf wieder stärker körperlich aktiv zu werden und Sport zu treiben. Mit Baby nicht immer möglich. Über das Tragen des Kindes in der Babytrage können gemeinsame, längere Spaziergänge die körperliche Fitness stärken. Wichtig: Die Körpermitte sollte vorab ausreichend gekräftigt werden. Siehe dazu unsere Tipps zum gesunden Tragen! 

Unsere Tipps für ein gesundes Tragen  

  • Im frühen Wochenbett solltest Du das Tragen in einer Babytrage vermeiden, um die Wundheilung der Gebärmutter und Geburtsverletzungen nicht zu stören. Auch Deinem Beckenboden solltest Du diese Zeit der Regeneration geben. 
  • Respektiere Deine körperlichen Grenzen! Spürst Du ein Fremdkörpergefühl in Deinem Unterleib, verlierst Urin beim Laufen oder spürst Schmerzen beim Tragen? Dann solltest Du in jedem Falle einen Gang zurückschalten und dies als Warnzeichen Deines Körpers anerkennen. 
  • Entlaste Deinen Beckenboden nach längerem Tragen. Während des Tragens hält Dein Beckenboden eine Grundspannung aufrecht. Um eine Verspannung des Beckenbodens zu vermeiden, solltest Du ihm nach längeren Tragezeiten eine Entspannung gönnen. Lagere dazu Dein Becken hoch. 
  • Binde die Babytrage ausreichend fest an Deinen Körper. So kannst Du eine aufrechte Haltung Deines Körpers schaffen und hast eine bessere Verbindung zu Deinem Beckenboden. Das Zwerchfell und der Beckenboden können so miteinander arbeiten und sich gegenseitig entlasten.  
  • Halte Deinen Körperschwerpunkt oben. In dem Dein Baby auf der „Kopf-Kuss-Höhe“ in der Trage sitzt, schaffst Du die bestmögliche Entlastung für Deinen Rücken und Beckenboden.  
  • Trage Dein Kind ab einem höheren Gewicht vermehrt auf dem Rücken. So schaffst Du eine bessere Körperhaltung und damit die Voraussetzung des Zusammenspiels des Beckenbodens mit dem Zwerchfell. 

Wichtig: Setze Dich mit dem Tragen zu Beginn nicht unter Druck und fange langsam an und steigere die Tragedauer nach Deinem Befinden! 

Dr. med Rieke Hermann (Ärztin in der Frauenheilkunde und Mitgründerin der MamAcademy)

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